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Propaganda and Resistance

 

«Das stellt den Klassenfrieden infrage»

Die Wochenzeitung, Nr. 39 – 26. September 2024

Wie haben sich die Sprachcodes des russischen Regimes mit dessen Vollinvasion in die Ukraine verändert? Und von wo droht diesem Regime am ehesten Ungemach? Ein Gespräch mit dem Soziologen Alexander Bikbov.

Und was änderte sich mit der Vollinvasion?

Seither lautet die klare Aufforderung an die Bevölkerung, sich die entsprechende Sprache anzueignen – eine Art pädagogischer Lernprozess im Schnelldurchlauf. Um der Repression zu entgehen, musste man sich positionieren. Das Regime inszenierte öffentlich mehrere Verfahren, um den Gebrauch «unangemessener» Wörter zu bestrafen, etwa «Krieg» und «Frieden». Da die Propaganda für verschiedene Zielgruppen gleichzeitig bestimmt und deshalb vielschichtig war, enthielten die Codes allerdings Widersprüche. Inzwischen haben die Menschen die erwünschten Codes weitestgehend erlernt.

Zaghaftes Schweigen und der Unwille, unbequeme Positionen zur Kenntnis zu nehmen, sind wichtige Bestandteile der täglichen Kommunikation: Seit dem Sommer 2022 sagen meine Gesprächspartner:innen, sie würden es immer öfter vermeiden, über kriegsbezogene Themen zu sprechen. Zum einen, weil sie nie sicher sein können, mit wem sie es zu tun haben und ob das Gegenüber sie nicht denunzieren würde. Zum anderen, weil sie nicht herausfinden wollen, dass das Gegenüber für den Krieg ist. Also wird weniger geredet.

   

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